.
Auftakt im Olympiajahr der Kanuten in Szeged Ungarn zum Weltcup
Am vergangenen Wochenende haben sich die Berliner Spitzen des Kanurennsports beim ersten internationalen Vergleich in diesem Jahr der Konkurrenz gestellt und ihre derzeitige Form überprüft.
In jedem Jahr steht die Frage: Wie gut war die Vorbereitung und sind die Trainingskonzepte aufgegangen?
Für die Parakanuten wurde die Veranstaltung gleich zur Weltmeisterschaft, was dann nochmal einen besonderen Reiz ausmachte für dieses Event.
Aus Berlin stellten sich acht Sportler in ihren jeweiligen Disziplinen der internationalen Konkurrenz, die bis auf wenige Ausnahmen, vollständig vertreten war. Somit konnten die Ergebnisse schon als Richtwert herangezogen werden und lieferten einen guten Überblick.
Der Einstieg in das Wettkampfwochenende wurde aus Berliner Sicht von Lina-Marie Bielicke bestritten, die sich die Option auf eine Olympiateilnahme bei den Sichtungen erkämpft hatte und somit eine letzte Chance einer Teilnahme bzw. den letzten möglichen Quotenplatz für Deutschland zu erpaddeln. Im Semifinale belegte sie dann den fünften Platz, mit einer Zeit von 48,40 Sekunden, welche von der Weltspitze noch ein Stück entfernt ist. In diesem Jahr wird sie vermutlich dann noch für die U23 Mannschaft zur Verfügung stehen.
Den wohl besten Einstieg schaffte Pauline Jagsch im K4 der Damen mit einem so nicht erwarteten Sieg vor den starken Boote aus Australien, Polen und Ungarn.
Der K4 der Damen wurde kurzfristig nochmal an drei der vier Positionen neu besetzt, was sich für das Ergebnis momentan als keine falsche Entscheidung darstellte. Auch wenn es zum Leitwesen von Lena Röhlings erfolgte, die bisher auf Schlag in diesem Boot saß. Aufgrund ihrer starken Ergebnisse in den beiden Sichtungen war mit diesem Schritt vorab nicht zu rechnen. Ihr blieb der K2 der Damen vorbehalten, in einer völlig neuen Besetzung. Sie fuhr mit der noch sehr jungen Dame aus Karlsruhe, Gesine Ragwitz, den olympischen 500 Meter Zweier der Damen und das mit einer annehmbaren Leistung, für ein in dieser Form noch nie zusammen gefahrenem Boot. Sie erreichten zwar nicht den von allen angestrebten A-Finalplatz, konnten aber im B-Finale den Rang fünf erreichen.
Den einzigen Doppelstart an diesem Wochenende hatte Pauline Jagsch zu bewältigen. Sie startete zusätzlich im K1 der Damen über die 500m , welcher ebenfalls olympisch ist und seit Jahren von der Australierin Lisa Carrington dominiert wird.
Genau diese Dame hatte Pauline dann auch in ihrem Semifinale als Gegnerin vor sich, sowie die starke Ungarin. Da das Teilnehmerfeld sehr groß war, erreichten nur die beiden erstplatzierten Damen das A-Finale, was Pauline um unglaubliche 2-tausendstel Sekunden verpasste. Im B-Finale nahm sie dann die letzten Kräfte zusammen und gewann dieses, in einer Zeit mit der sie im A-Finale den dritten Platz erreicht hätte!
Auch Lisa Jahn, als derzeit noch schnellste Candierfahrerin in Deutschland, musste sich der internen Konkurrenz für die Olympiaqualifikation im C2 der Damen stellen, gemeinsam mit ihrer Mitfahrerin Hedi Moana Kliemke. Da half es nichts das die beiden im letzten Jahr zur WM den Quotenplatz erringen konnten, der Leistungsnachweis war zu erbringen. Mit einer ansprechenden Leistung im Vorlauf und einer respektablen Zeit konnten die beiden sich direkt ohne Umweg über den Zwischenlauf, für das A-Finale qualifizieren. Dies gelang dem zweiten deutschen Boot nicht, hier reichte es für den B-Endlauf, womit die erste Zielstellung bereits erreicht war. Im A-Finale reichte es für die beiden dann, so früh in der Saison, für einen sechsten Platz. Dieser ist eine gute Orientierung, da die Weltspitze hier fast vollständig am Start war. Das Team um Lisa und Hedi, gemeinsam mit ihrem Trainer Tino Hoffmann wissen nun sicher an welchen „Stellschrauben“ noch gedreht werden muss um bei Olympia in Paris das optimalste Ergebnis zu erreichen.
Im C2 der Herren hatten Tim Hecker und sein Mitstreiter Peter Kretschmer bereits den Quotenplatz mit dem WM-Titel aus dem letzten Jahr geholt. Dementsprechend erwartungsvoll gingen die beiden dann auch in die Saisoneröffnung zum Weltcup an den Start. Auch Moritz Adam hatte bei den Sichtungen eine gute Form nachgewiesen und die Option mit seinem Partner Nico Pickert im C2 bekommen sich zu beweisen.
Für Tim Hecker und seinen Partner war die „Reise“ leider bereits nach dem Semifinale beendet, da Tim sich erkältet hatte und somit nicht in Vollbesitz seiner Kräfte nur den sechsten Platz erreicht hatte.
Besser lief es bei Moritz Adam und seinem Partner. Sie konnten sich für das A-Finale qualifizieren und wurden dort Neunte.
Die Vorbereitung auf die Saison lief für Conrad Robin Scheibner nicht optimal, da er anfangs erkrankte und eine Weile brauchte ehe er wieder richtig in das Trainingsgeschehen einsteigen konnte. Das half alles nichts, da er sich im internen Duell gegen den nach wie vor erfolgreichsten Canadierfahrer der Herren, Sebastian Brendel, durchsetzen musste und wollte um die Olympiateilnahme in Paris in diesem Jahr sicher zu stellen. Wer Conrad kennt, weiß das ihn eine solche Situation noch mehr anstachelt und er beherzt an die Aufgabe geht. Genau das tat er dann auch und konnte im Semifinale noch vor seinem Mitstreiter Sebastian Brendel bleiben. Im A-Finale drehte der extrem erfahrene Mann aus Potsdam dann aber den Spieß um in konnte mit einer winzigen Sekunde vor Conrad das Ziel auf Platz vier überqueren und verwies Conrad somit auf Platz fünf.
So früh in der Saison ein WM-Ergebnis erzielen zu müssen ist ganz sicher nicht die optimalste Lösung für die Athleten. So erging es den Parakanuten in Szeged in diesem Jahr, allerdings galt das für alle Sportler/innen gleichermaßen.
Felicia Laberer die sich dem Feld im KL3 der Damen über 200m stellte und die bisher fast immer mit einer Podiumsplatzierung aufwarten konnte, konnte ihre eigenen Erwartungen in diesem Jahr bisher nicht ganz erfüllen. Sie schaffte es zwar, sich in jedem Lauf zu verbessern bzw. eine schnellere Zeit zu fahren, in der Endabrechnung reichte es diesmal „nur“ zu Platz fünf. Schaut man sich aber das Ergebnis genauer an, so liegen zwischen Platz zwei und Platz fünf gerade mal eine Sekunde Unterschied! Das zeigt wie eng es inzwischen auch in diesen Wettbewerben geworden ist und das nur ein Wimpernschlag ausreichen kann um mit oder ohne Medaille nach hause zu fahren.
Die ersten Richtmarken sind gesetzt in diesem Jahr und alle, inklusive der Trainer und der Verantwortlichen im Team der deutschen Nationalmannschaft werden sicher alles daran setzen, zum Saisonhöhepunkt in Paris dann auch die Topform zu haben und sich selbst für die Anstrengungen zu belohnen.
Wir freuen uns auf den nächsten Wettbewerb in einer Woche in Poznan, dem zweiten Weltcup in dieser Saison und drücken den Sportlern die Daumen für gute Ergebnisse.